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Spätmittelalter (1250-1500)

Mittelalterliches Ständebild (1. Hälfte des 15. Jahrhunderts), Buchmalerei, entworfen im Auftrag der Kirche (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)
Mittelalterliches Ständebild (1. Hälfte des 15. Jahrhunderts), Buchmalerei, entworfen im Auftrag der Kirche (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)

Das Spätmittelalter war geprägt von einer stärkeren Differenzierung der einzelnen Stände, der zunehmenden Besiedlung, dem Ausbau der Infrastruktur und der fortschreitenden Ausbildung von Territorien. Christliches Denken und Handeln sind, auch im Hinblick auf politische Veränderungen, weiterhin von zentraler Bedeutung. Durch die Gründung der Hanse wurde das Gebiet an Rhein und Ruhr an den europaweiten Handel angeschlossen und erfuhr einen erneuten wirtschaftlichen Aufschwung.

Ab 1254 wird das deutsche Reich als „Heiliges Römisches Reich“ bezeichnet. Dieser Name bekräftigt den Anspruch, nicht mehr den alleinigen zentralen Herrscher, sondern das Reich als politisches Gebilde unabhängig vom Papst christlich zu legitimieren. Andererseits bezieht sich der Begriff auf die Fortführung des antiken Römischen Reichs, von dem im ursprünglichen Reich der Franken einige juristische und politische Strukturen übernommen und fortgeführt worden waren. Trotz des Fehlens starker Könige bzw. Kaiser in der Mitte des 13. Jh. bekräftigt der Name „Heiliges Römisches Reich“ zugleich einen sehr umfassenden Machtanspruch sowohl gegenüber den umliegenden Reichen als auch gegenüber dem Papsttum.

Die klar geordnete Ständeordnung früherer Zeiten, die im Wesentlichen Geistliche, Adelige und Arbeiter voneinander unterschied, wurde im Spätmittelalter immer komplexer und erschwerte die Zuordnung. Mit den Städtegründungen kamen die Bürger als neuer Stand hinzu, der sich wiederum aus verschiedenen Gruppierungen zusammensetzte wie Handwerkern, Händlern und Lohnarbeitern. Landadelige konnten auch als Händler in den Städten unterwegs sein, während einige Bischöfe und Äbte ihre Herrschaftsgebiete durch militärische Maßnahmen ausweiteten. Selbst ein Bauer konnte nicht mehr von vornherein klar einem Stand zugeordnet werden, denn er konnte sowohl in Abhängigkeit zu einem Herrn stehen als auch, mit eigenem Grundbesitz, sein eigener Herr sein. Darüber hinaus existierten noch die Gelehrten. Mit ihrem umfangreichen Universitätsstudium konnten sie Hindernisse, welche sich ihnen aufgrund ihrer Herkunft womöglich in den Weg stellten, überwinden und in der Gesellschaft hoch aufsteigen.

Im Bereich des heutigen Ruhrgebiets und darüber hinaus wurden die Grafen von der Mark und die Grafen von Kleve besonders mächtig. Die Grafen von Kleve hatten Territorien am linken Niederrhein, in Holland, Flandern und Brabant. Ihre rechtsrheinischen Gebiete erstreckten sich auf Teile des heutigen Ruhrgebiets. Das bis ins Sauerland reichende Territorium der Grafen von der Mark konzentrierte sich auf das südliche und östliche Ruhrgebiet.

Weiterhin sehr aktiv war das Erzbistum Köln, dessen Bischöfe sich einige rechtsrheinische Territorien gesichert hatten, hierzu zählte z. B. das Vest (Gerichtsbezirk) Recklinghausen (1230). Ihre umfangreichen Hoheitsrechte ermöglichten den Grafen und Herzögen, ihre Herrschaftsgebiete gegenüber den eigenständigen Städten und den Bischöfen zu behaupten. Über eigene Territorien verfügten weiterhin das Stift Essen, das Kloster Werden, die Reichsstadt Dortmund und die Grafschaft Moers. Hinzu kamen zahlreiche weitere kleine Herrschaften mit entsprechenden Territorien. Trotz des Zusammenschlusses der Territorien des Herzogtums Kleve und der Grafschaft Mark entstand keine einheitliche Verwaltung, sondern die alten Herrschaften blieben weiterhin erhalten. Diese wirre Ansammlung kleiner Territorien wird oft als „Flickenteppich“ bezeichnet, der als solcher bis zum Beginn des 19. Jh. Bestand hatte.

Politik, Städte, Territorien

Ältester Abdruck des Büdericher Stadtsiegels an einer Urkunde vom 13. Januar 1316 (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)
Ältester Abdruck des Büdericher Stadtsiegels an einer Urkunde vom 13. Januar 1316 (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)

Durch die schwache Herrschaft deutscher Könige v. a. während des Interregnums konnten die Territorialherren an Rhein und Ruhr ihre Macht ausweiten und gewannen an Stärke. Dies schlug sich sich u. a. mit vermehrten Städtegründungen in ihren Territorien nieder. Mit der Stadtgründung von Wesel im Jahr 1241 begannen die Grafen von Kleve ihrerseits eine Reihe zahlreicher Stadtgründungen, die anderen Territorialherren zogen mit eigenen Gründungen nach. Größere Städte mit einer Fläche von über 50 Hektar wie Duisburg und Dortmund hatten schon längst Stadtstatus erreicht. Auch mittlere Städte mit Flächen von 20 bis 50 Hektar hatten oftmals bereits umfangreiche Stadtprivilegien erhalten.

In der Zeit zwischen 1250 bis zum Ende der mittelalterlichen Städtegründungsphase um 1520 erhielten nur noch kleine Städte mit relativ wenigen Einwohnern Stadtrechte. Außer dem kölnischen Dorsten und dem märkischen Unna hatten Kleinstädte wie Werden, Kamen, Holten, Haltern und Lünen sowie Dinslaken und Orsoy keine besondere Bedeutung für den Fernhandel, ihre Märkte waren lediglich für die umliegenden Ortschaften relevant. Ansonsten waren auch bei den Kleinstädten durchaus übliche städtische Merkmale vorhanden, wie z. B. die eigene Gerichtsbarkeit oder eine Stadtmauer, die den Bürgern auch in den unruhigen und von zahlreichen Fehden begleiteten Zeiten des Interregnums Schutz bot.

Städtegründungen im Ruhrgebiet (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)
Städtegründungen im Ruhrgebiet (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)

Viele der nach 1300 erfolgten Städtegründungen hatten eher formalen Charakter. In dieser Zeit entstanden zahlreiche „Minderstädte“, die aufgrund ihrer kleinen Fläche eher größeren Dörfern als Städten glichen. Weil diese Siedlungen nur über eingeschränkte Stadtrechte verfügten und nicht die üblichen städtischen Merkmale aufwiesen, wurden sie meist nicht als „Stadt“ bezeichnet, sondern als „Wigbold“ oder „Freiheit“.

Eine „Freiheit“ etwa bezeichnete eine Siedlung, die direkt an ein Burgareal angeschlossen war, wie z. B. bei Wetter an der Ruhr. Der dortigen Freiheit verliehen die ansässigen Grafen von der Mark 1355 Stadtrecht, das außer der Burg und der Freiheit auch ein Dorf in der Nähe betraf und bis zum 19. Jahrhundert gültig blieb. Weitere Minderstädte, die mit Stadtrechten u. a. eigene Märkte abhalten durften, waren Bochum, Hagen und Schwerte. Nach 1360 gründeten die Landesherren weitere kleine Städte wie Wattenscheid, Castrop und Waltrop, außerdem die Freiheit Westerholt beim heutigen Herten.

Ruine der Burg Wetter, Ruhr (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)
Ruine der Burg Wetter, Ruhr (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)

Die Gründung und das Entstehen von Städten ging einher mit dem Ringen um die Territorien im Ruhr-Lippe-Raum. Durch das schwache Königtum entstand in der Region eine Art Machtvakuum, das den dortigen Fürsten die weitgehende Durchsetzung ihrer Interessen ermöglichte. Das schwache Königtum konnte sich u. a. auch in der Verpfändung ganzer Städte durch den König an die mächtigen Landesherren wie Grafen oder Bischöfen äußern. So wurde Duisburg 1290 von König Rudolf I. an den Grafen von Kleve verpfändet. Weil das Pfand nicht eingelöst werden konnte, verlor die vormalige Reichsstadt Duisburg ihre Reichsunmittelbarkeit, war also fortan nicht mehr der direkten Herrschaft des Königs unterstellt, sondern wurde eine Territorialstadt unter vielen anderen.

1283 begann eine Auseinandersetzung, an deren Ende der Kölner Erzbischof die Vormachtstellung u. a. in Westfalen verlieren sollte. Weil das Herzogtum Limburg führungslos geworden war und keine direkten Erben hatte, stritten sich die Häuser Brabant und Geldern um das geschwächte Fürstentum, das genau zwischen den Herrschaftsgebieten von Köln und Brabant an einer wichtigen Handelsroute lag. Da sich der Kölner Erzbischof in diesem Streit um das begehrte Gebiet einschaltete und sich mit Geldern zusammengeschlossen hatte, fürchteten die anderen Fürstentümer um ihre Rechte und schlossen sich Brabant an.

Der Streit, bei dem zugleich die Vormachtstellung in der Region an Ruhr und Lippe auf dem Spiel stand, gipfelte 1288 in der Schlacht von Worringen bei Köln, in der die Truppen der Westfälischen Fürsten unter Führung des Grafen von der Mark gegen die Truppen des Erzbistums antraten. Neben den Hauptkontrahenten hatten sich in der Schlacht außerdem noch Kölner Bürger angeschlossen, um sich für die Stadt Köln gegen die Herrschaft des Erzbischofs aufzulehnen. In der Schlacht trugen die westfälischen Parteien zusammen mit den Kölner Städtern den Sieg davon. Die Macht des Kölner Erzbischofs in Westfalen war gebrochen, die Kölner Bürger hatten die Stadt von seiner Herrschaft befreit. In der Folge der Schlacht von Worringen blieb der Erzbischof zwar weiterhin Herzog von Westfalen, doch die Landesherren standen ihm von nun an durch zahlreiche Rechte de facto gleichrangig gegenüber. Limburg fiel an Brabant, außerdem die Territorien der neutral gebliebenen klevischen Herren und der Grafen von Geldern, die auf der Seite des Erzbistums gestanden hatten. Der Ausgang der Schlacht machte den Weg für die künftige Gebietsstruktur der Region frei. Die einzelnen Territorien an Rhein, Lippe und Ruhr standen selbstständig und ebenbürtig nebeneinander.

Das Gebiet zwischen Lippe, Rhein und Ruhr teilte sich auf in die großen Territorien von Kleve, Mark und Köln. Im 13. und 14. Jh konzentrierte sich das Territorium der Grafschaft Kleve auf ein Gebiet, das sich südlich von Kleve bis Duisburg zog und im weiteren vom Rhein aus nach Osten bis Schermbeck an der Lippe und bis Strünkede an der Emscher verlief.

Die klevischen Grafen lagen mit den märkischen Gebieten, die an ihre Territorien grenzten, ständig in Konflikt. Zum klevischen Besitz zählen an der Emscher z. B. Gladbeck, Bottrop, Hamborn und Dinslaken, an der Lippe Wesel, Krudenburg und Schermbeck. Weiterhin zählten noch Duisburg, Kleve, Rheinberg und Orsoy zum klevischen Besitz. Auch im linksrheinischen Bereich das Herzogtum Kleve sehr aktiv und bemühte sich um Gebiete in Flandern, Brabant und Holland.

Linksrheinisch grenzte das Gebiet des Kölner Erzbistums mit Xanten an klevisches Gebiet, auf der rechten Rheinseite grenzt mit Dorsten das Vest Recklinghausen an Kleve. Das Vest Recklinghausen entsprach in seiner Größe etwa dem heutigen Kreisgebiet und war außer klevischen und märkischen Gebieten vom Bistum Münster und der Reichsstadt Dortmund eingegrenzt.

Die Territorien der Grafen von der Mark lagen hauptsächlich im östlichen Teil des heutigen Ruhrgebiets an Emscher und Ruhr und zogen sich außerdem in südlicher Richtung über die Hellwegline in das Sauerland hinein. An der Ruhr besaßen die märkischen Herren besaßen zahlreiche Burgen, z. B. in Wetter, Burgaltendorf, Blankenstein und in Werden. Neben den klevischen Grafen musste sich die Grafschaft Mark mit dem Erzbistum Köln auseinandersetzen.

Einer der Streitpunkte dieses Konflikts war die Vogtei über das bedeutende Reichsstift Essen. 1262 hatte die Äbtissin mit dem Konvent zuletzt den Erzbischof von Köln zum Vogt gewählt. Nach dem Tod dieses Bischofs übertrug das Stift die Vogtei zunächst an den König, bevor dieser schließlich den Grafen von der Mark als Vogt einsetzte. Trotz massiver Versuche des nachfolgenden Erzbischofs, gegen die neuerliche Machtkonstellation und gegen die Äbtissin persönlich vorzugehen, blieb die Vogtei letztlich beim Grafen von der Mark. Nach der Schlacht von Worringen setzte der König 1288 Graf Eberhard von der Mark als Vogt des Reichsstifts Essen ein. Wenig später wurde dem Stift das Recht auf die Wahl des Vogtes bestätigt. Eberhard von der Mark wurde daraufhin vom Stift als dessen Vogt auf Lebenszeit bestätigt.

Das Verhältnis zu Kleve wurde spätestens 1335 durch verwandtschaftliche Verbindungen zwischen den Häusern Kleve und Mark entspannter und vorhersehbarer. Die Macht der Erzbischöfe, die sich erhofft hatten, bis zum Ende des 15. Jh. den gesamten Ruhr-Lippe-Raum zu kontrollieren, wurde eingeschränkt, als Kleve und Mark sich zwischen 1368 und 1398 aus erbrechtlichen Gründen zu einem Doppel-Territorium zusammenschlossen. Das märkisch-klevische Gebiet wurde unteilbar vererbt und 1417 vom deutschen Kaiser zum Herzogtum Kleve-Mark ernannt. Die Unteilbarkeit des Gebiets führte wiederum zu Streitigkeiten zwischen den Nachkommen des Herzogs von Kleve- Mark. Der Streit wurde einige Jahre später mit dem Ergebnis beigelegt, dass der jüngere Bruder zwar nicht die gesamte Grafschaft, wohl aber die Verwaltung des Gebiets der Grafschaft Mark übernehmen sollte.

Außer den großen Territorien der Herzöge und Erzbischöfe bestanden noch kleinere Gebiete wie die Grafschaft Moers, das Reichsstift Essen, die freie Reichsstadt Dortmund und noch einige, weitere kleinere Fürstentümer. Diese kleineren Gebiete stellten immer „Spielbälle der Großen“ dar und mussten lernen, sich zu behaupten. Ein treffendes Beispiel ist in diesem Zusammenhang das Reichsstift Essen. Seine Äbtissinnen mussten sich stetig mit den umliegenden Territorien und deren Ansprüchen auf die Vogtei, die Stadt und die Gerichtsbarkeit auseinandersetzen. Der Zusammenhalt und die Stärkung des Stifts sowie die Sicherung und der Ausbau des Besitzes war ein mühevolles und kostenintensives Unterfangen. Ähnlich wie Kleve und Mark wollte das Stift Essen unabhängig von anderen Landesherren sein. Das angestrebte Ziel der Landesherrschaft über den gesamten Besitz des Stifts konnte es selbst jedoch nie ganz erreichen. Dennoch hatte das Stift ein recht großes Territorium um Essen herum erlangen können, trotz des stetigen Widerstand aus dem Erzbistum Köln und der Grafschaft Mark Das Stift konnte sich zunächst die niedere Gerichtsbarkeit sichern, das Richten von leichteren Straftaten. Später folgten die hohe Gerichtsbarkeit über schwere Straftaten sowie die Übernahme von administrativen Aufgaben. Durch diese Entwicklung wurden die Essener Vögte allmählich in ihrem Einflussreich beschnitten. Das Stift Essen bestand bis zum Beginn der Säkularisation, der Überführung des Besitzes wie auch der Herrschaft geistlicher Institutionen in weltliche bzw. staatliche Hände, die im 19. Jh. unter Napoleon vorangetrieben wurde. Bis zu der damit verbundenen Auflösung des Stifts 1803 hatten die Essener Äbtissinnen immer wieder mit anderen Gewalten und deren Ansprüchen zu kämpfen. Trotz der vielen Rechte, die sich das Stift erkämpft hatte, wurde es nie ganz unabhängig und konnte erlangte Rechte nicht immer uneingeschränkt ausüben.

Moers, Stadtplan von Mercator 1591 (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)
Moers, Stadtplan von Mercator 1591 (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)

Ebenso wie das Stift Essen war die Reichsstadt Dortmund ein begehrtes Gebiet der umliegenden Fürstentümer. Dies wurde u. a. durch die Dortmunder Fehde im Jahr 1389 deutlich, die den Höhepunkt der Konkurrenz zwischen der Grafschaft von der Mark, dem Kölner Erzbistum und Dortmund darstellt.

Der Streit begann, als der Erzbischof von Köln die Reichsstadt Dortmund als Pfand beanspruchte für die großen Schulden des Reichs beim Erzbistum. Im Verlauf der Auseinandersetzung wurde Dortmund vom Kölner Erzbischof gemeinsam mit dem Grafen von der Mark und 40 weiteren Landesherren belagert. Zur selben Zeit richteten Dortmunder Söldner schwere Verwüstungen im Vest Recklinghausen an und nahmen zudem Geiseln, die das Erzbistum gegen ein Lösegeld zurück bekam. Letztlich wurde der Konflikt mit einer mehr oder minder einvernehmlichen Lösung beendet. Dortmund befreite sich durch die Zahlung einer großen Summe von der drohenden Verpfändung. Danach war Dortmund hoch verschuldet, was zu hohen Steuern führte. Dortmund konnte sich seine Unabhängigkeit und seinen Status als wichtiger Handelsstadt noch lange Zeit bewahren, musste aber mit der Zeit Gebiete an die Märker abtreten und schrumpfte somit. Die vormals blühende Reichsstadt verlor durch seine nachhaltig geschwächte finanzielle Situation immer mehr Einfluss und war mit Beginn des 16. Jahrhundert nahezu bedeutungslos geworden.

Ein weiteres kleineres Territorium stellte die Grafschaft Moers dar, deren adelige Vertreter erst Gefolgsleute des Erzbischofs von Köln waren, und nach der Schlacht von Worringen in Lehnsabhängigkeit zu Kleve befanden. Moers grenzte an Kleve, Geldern und Köln an. Das Gebiet der linksrheinischen Grafschaft umfasste die heutigen Städte Moers, Neukirchen-Vluyn, Krefeld, Teile von Rheinberg sowie die heutigen die Duisburger Stadtteile Baerl und Friemersheim. Krefeld bildete eine Enklave der Grafschaft im benachbarten kölnischen Gebiet. Die wichtigsten Städtegründungen der Grafschaft waren Moers (um 1300) und Krefeld (1372), die Stadt Moers hatte sich um die Burg der Moerser Grafen gebildet. Die Grafschaft geriet im Verlauf des 15. Jh. in Konflikte mit dem Lehnsherrn Kleve und dem Herzogtum Burgund, in dessen Verlauf Moers immer mehr Grund verlor und sich schließlich wirtschaftlich und politisch vollends aufrieb. Ende des 15. Jh. wurde die Grafschaft Moers an die Grafschaft Wied veräußert. Das Grafengeschlecht des Hauses Moers starb 1501 mit dem Tod seines letzten Nachkommens aus.

Wirtschaftliche Entwicklung

Bis ins 18. Jh. war im Ruhrgebiet die Landwirtschaft vorherrschend. Die Menschen mussten schwere, landwirtschaftliche Arbeit verrichten und stetig Abgaben an ihren Lehnsherren leisten. Die Bauern hatten meist ein kurzes Leben, das zudem von vielen Krankheiten geprägt war.

Mit Ende des 13. Jahrhundert begann an der Ruhr der Abbau von Kohle. Im entsprechenden ersten urkundlichen Hinweis im Dortmunder Urkundenbuch wurde erwähnt, dass im Dortmunder Süden in Schüren in einer Kohlenkuhle gearbeitet und wahrscheinlich Steinkohle abgebaut wurde. Einige Jahre später findet sich für Dortmund ein weiterer Hinweis auf Kohleabbau. In dem Schriftstück wurden zwei Brüder genannt, die ihr Haus und mehrere Kohlegruben verkauft hatten. Im 14. und 15. Jh. wurde Kohle in weiteren Orten wie Essen, Sprockhövel, Wetter und Esborn gefördert. Mit der fortschreitenden Förderung und der gestiegenen Nachfrage entstanden bereits häufiger Untertagestollen, während vorher der Tagebau zur Versorgung ausreichte.

In Städten wie Duisburg und Essen wurde die Steinkohle im 14. Jahrhundert bereits in städtischen Abrechnungen als Ausgabe vermerkt. Darüber hinaus wurde die Steinkohle bereits aus dem späteren Ruhrgebiet in andere Regionen verschifft. Ab dem 13. Jahrhundert finden sich erste Hinweise auf Vorläufer von Gewerkschaften, dessen Mitglieder in Bergwerken tätig waren. Diese Entwicklung vollzog sich auch in anderen Berufssparten. Um 1439 existierten bereits erste Bergwerksgesellschaften, die aus Zusammenschlüssen von mehreren Bergleuten bestanden und den Abbau in den Untertagebau gemeinsam betrieben. Dies war im Herzogtum Berg der Fall und später in Essen. Neben dem Kohleabbau finden sich im Großraum Essen Hinweise auf Silber- und Salzabbau. Ende des 14. Jahrhunderts wurde in Unna Salz gefördert, in späterer Zeit wurde dort ein Salzwerk angelegt.

Andere wirtschaftliche Zweige wie das Brauereiwesen oder die Metallverarbeitung in Schmiedewerkstätten entwickelten sich weiter und wuchsen zunehmend. Bier wurde in Dortmund bereits sehr früh gebraut, das Braurecht war zunächst von den einflussreichen Dortmunder Grafen verwaltet worden. Im Jahr 1293 erhielt die Stadt erstmals ein Brauprivileg direkt vom König. Weil nun statt der Grafen direkt der König das Recht auf das Bierbrauen erteilte, wurde der Einflussbereich der Grafen beschnitten und die Rechte der Bürger gestärkt. Zudem erhöhten sich durch diesen neuen Wirtschaftszweig die Einnahmen der Stadt beträchtlich, da sie am Verkaufserlös jedes verkauften Bierfasses beteiligt war. Um 1400 hatte Dortmund bereits 13 Brauer, die das Handwerk als Nebenverdienst ausführten.

Mit dem Aufstieg der Städte ließen sich dort im späten Mittelalter vermehrt Handwerker nieder. In dieser Zeit entstehen erste gewerbliche Zusammenschlüsse wie Handelsgesellschaften, Gilden, Zünfte und Gewerkschaften.

Gilden waren Zusammenschlüsse von Gewerbetreibenden, sowohl für die Organisation von Ausbildung und Ausübung des jeweiligen Berufsfeldes als auch zur Wahrung der eigenen Interessen etwa gegenüber dem „städtischen Regiment“, der Gerichtsbarkeit und der Verwaltung der Stadt. Im engeren Sinne bezeichnet „Gilde“ die entsprechenden Zusammenschlüsse von Kaufleuten, während die Handwerker-Gilden als „Zunft“ bezeichnet werden.

Mittelalterliche Darstellung einer Kogge auf einem Siegel Stralsunds (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)
Mittelalterliche Darstellung einer Kogge auf einem Siegel Stralsunds (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)

Die Existenz von Gilden und Zünften begründet sich u. a. in der Tatsache, dass es im Mittelalter noch keine Gewerbefreiheit gab: Nicht jeder durfte jeden Beruf ausüben. Vielmehr wurde die Ausübung der verschiedenen Berufe verpflichtend und bis ins Detail durch Gilden und Zünfte geregelt, z. B. das Verhältnis von Meister zu Gesellen und Lehrlingen. Ferner legten die Zünfte Vorgaben bzgl. Qualität, Abgabemenge und Preis von Produkten fest und wirkten insofern auch marktregulierend. Jeder Beruf war genau abgegrenzt, Abweichungen von der vorgeschriebenen Tätigkeit waren nicht erlaubt. Die Aufnahme in eine Gilde oder eine Zunft unterlag strengen Kriterien. Die Zusammenschlüsse der Gilden und Zünfte wurde vom Stadtherrn veranlasst, der Stadtrat kontrollierte die Einhaltung der Regeln.

In Essen existierte um 1500 eine Gilde, in der sich sowohl Handwerker als auch Kaufleute zusammengeschlossen hatten wie Tuchscherer, Schneider, Pelzmacher, Krämer, Wachs-, Flachs und Garnhändler wie auch Tuch- und Kleidungshändler, die als besonders vornehm galten.

Auch hier hatten sich die Gewerbetreibenden aufgrund gemeinsamer Interessen zusammengeschlossen. Die Essener Gilde machte bezüglich Qualität und Preis keine Vorschriften. Wohl aber existierten, auch für andere Gilden typische, Regeln für den sozialen Bereich, der auch religiöse Aspekte beinhaltete, so z. B. die streng geregelten gemeinsamen Treffen im Gildehaus. Beim sonntäglichen Gottesdienst wurden Wachskerzenopfer dargebracht, auch beteten die Mitglieder für verstorbene Angehörige der Gilde. Die Gilde war also eine Gemeinschaft, die nicht nur der beruflichen Organisation und Verwaltung diente, sondern ihren Mitgliedern auch ein geregeltes soziales Umfeld mit gemeinsamen Aktivitäten bot. In Dinslaken bestand bereits um 1412 eine Tuchmachergilde, mit ähnlichen Regelungen wie die Essener Gilde. Sie wurde vom Herzog von Kleve eingerichtet und durch ein Privileg abgesichert.

Ein weiterer bedeutender Zusammenschluss im deutschen Raum war der Kaufmanns- und Städtebund der Hanse mit dem Ziel der Vertretung von Handelsinteressen v. a. im Ausland und der Sicherung der Handelswege. Viele der Hansestädte existierten im heutigen Ruhrgebiet, in Westfalen und am Niederrhein wie auch im Rheinland. Die ersten Hinweise auf die Bildung der Hanse finden sich im 12. Jahrhundert im westfälischen Raum. In dieser Zeit hatten sich westfälische Kaufleute zusammengeschlossen, die Fernhandel mit Brügge, London und Nowgorod betrieben und dort Niederlassungen errichteten. Die Blütezeit der Hanse war im 13. und 14. Jh. Allein im westfälischen Raum gehörten 80 Städte der Hanse an, außerdem viele Städte an Rhein und Lippe. Als einflussreichste Hansestadt galt Lübeck, entsprechend wurden dort auch die meisten Hansetage der Mitgliedsstädte veranstaltet.

Figur des Roland, Symbol für die Stadtrechte, am Duisburger Rathaus (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)
Figur des Roland, Symbol für die Stadtrechte, am Duisburger Rathaus (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)

Die Hanse entwickelte sich zu einer äußerst mächtigen Handelsmacht. Wenn es die Durchsetzung ihrer Handelsinteressen erforderten, konnte sie Städte und sogar ganze Königreiche und Fürstentümer „verhansen“, d. h. aus der Hanse und somit vom Fernhandel ausschließen. Die Hanse versorgte West- und Mitteleuropa mit Gütern aus Ost- und Nordeuropa. Entsprechend hatte sie in vielen Städten in ganz Europa Handelskontore und Niederlassungen. Die Hanse betrieb, auf die heutige politische Situation bezogen, in einem Gebiet von 20 europäischen Staaten Handel.

Hansestädte (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)
Hansestädte (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)

Zu den Handelsgütern gehörten u. a. Flachs, Tuche, Gewürze, Pelz, Getreide, Fisch und Waffen. Insgesamt gehörten der Hanse 70 große Städte und ca. 120 kleinere Städte an. Die Hanse im westfälisch-kölnischen Raum schloss sich 1281 zusammen. 1358 wurde dann der Bund der deutschen Hanse gegründet. Damit wollten die Städte sich Handelsvorteile sichern wie das „Stapelrecht“, mit dem sie fremden Händlern „Stapelzwang“ auferlegen konnten. Das Stapelrecht lag bei den Städten, deren Recht die Kaufleute und Händler vor Ort unterstanden. In der Stadt angelangt, mussten sie ihre Waren, z. B. vom Schiff abladen und stapeln, d. h. für einen gewissen Zeitraum anbieten. Gleiches galt für Händler, die auf den großen durch die Städte verlaufenden Handelswegen an Land verkehrten, auch wenn sie die Stadt nur passieren wollten. Für die örtlichen Händler kam dies einem Vorkaufsrecht gleich; für die Stadt bedeutete es noch größere Einnahmen als nur durch den Zoll, den die Händler ohnehin zahlen mussten. Von der auf diese Art und Weise erzwungenen größeren Vielfalt auf den Märkten profitierten letztlich auch die Bürger. Für die Händler hingegen konnte der Stapelzwang insbesondere bei Termingeschäften oder bei verderblicher Ware sehr problematisch sein. Mit der Zahlung eines „Stapelgeldes“ konnten sich sich unter gegebenen Umständen vom Stapelzwang freikaufen.

Die Anzahl der Hansestädte in Westfalen, am Niederrhein und im Rheinland war beträchtlich. Zu ihnen zählten u. a. Essen, Duisburg, Dorsten, Xanten, Wesel, Dinslaken, Bochum, Haltern und Breckerfeld. Im 14. Jh. war Dortmund die wichtigste Hansestadt in der Region. Sie war als führender Ort der „Vorort“ des sogenannten „westfälisch-preußischen Drittels“ der Hanse. Außer diesem bestanden noch das lübisch-sächsische und das livländisch-gotländische Drittel. Diese Vormachtstellung verlor Dortmund allerdings um 1400 an Köln am Rhein. Weil die inländischen Handelswege vermehrt an Wasser-Handelswege angeschlossen wurden, verliefen die Warenströme aus dem Sauerland nunmehr verstärkt über Köln. Mit wachsender Bedeutung des Seehandels wurde der Ostseeraum mit der Zeit immer wichtiger, so dass mit Ausnahme von Köln die Hanse an Rhein, Ruhr und Lippe mit Beginn des 17. Jh. allmählich ihre Bedeutung verlor. Die deutschen Landesfürsten schränkten den Einfluss der immer mächtiger gewordenen Hanse ein und untersagten den innerdeutschen Hansestädten die Zusammenarbeit mit den küstennahen Städten. Daher waren die meisten Städte an Rhein und Ruhr gezwungen, aus der Hanse auszutreten.

Die Pest

Pesthaus in Xanten, 1591 (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)
Pesthaus in Xanten, 1591 (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)

In der Mitte des 14. Jh. rollten die erste große Pestwellen von Asien aus über den europäischen Kontinent. Die Pest fand vor allem in den Städten ideale Ausbreitungsbedingungen. Mit der zunehmenden Verstädterung und der damit verbundenen Ballung von Menschen auf sehr engem Raum breitete sich die Pest von 1347 bis 1353 in ganz Europa aus: Sie wurde zu einer „Pandemie“, die die europäische Bevölkerung erheblich verringerte. Im Osten bildete der Ural die Grenze der Pandemie. Die Krankheit war höchst ansteckend, ihre Heilung äußerst schwierig bis unmöglich.

Im Ruhrgebiet kam die Pest 1350 an. In Dortmund und in vielen, anderen Orten starben zahlreiche Menschen an der Pest, sodass die Bevölkerung stark schrumpfte. Die Pest wurde als Strafe Gottes angesehen. Einerseits führte dies zu einer großen Verzweiflung der Menschen, andererseits wurden Sündenböcke gesucht. So machten Christen die Juden für die Pest verantwortlich. In Essen führte dies dazu, dass die jüdischen Mitbürger wegen Giftmordes angeklagt wurden, in Dortmund wurden sie aus der Stadt vertrieben.

Nach dieser größten Pestwelle des 14. Jh. trat die Krankheit in den folgenden Jahrhunderten zwar immer wieder auf, jedoch nicht mehr in diesem Umfang, sondern regional begrenzter und mit weniger Opfern verbunden. Nachdem Ende des 19. Jh. der Erreger entdeckt wurde, konnten effektive Gegenmittel entwickelt werden. Die Pest gilt heute weitgehend als ausgestorben, restliche auftretende Fälle können mit Antibiotika behandelt werden.

Kirchliche und geistliche Entwicklung

St. Reinoldi im Plan von Braun-Hogenberg, Ende des 16. Jh. (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)
St. Reinoldi im Plan von Braun-Hogenberg, Ende des 16. Jh. (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)

Im 13. Jahrhundert ließen sich viele neue Ordensgemeinschaften im Rhein-Ruhr-Bereich nieder. Dazu zählten z. B. die sogenannten Bettelorden wie die Franziskaner und die Dominikaner. Beide Orden lebten ein sehr bescheidenes Leben und besaßen theoretisch kein Eigentum. Ein wesentliches gemeinsames Merkmal ist die Predigt, als Verkündung der Frohen Botschaft, die sie durch die Lande und in die Orte trugen. Mit ihren Predigten machten die Bettelmönche an vielen Orten den Pfarrkirchen Konkurrenz, zum Missfallen der dortigen Priester. Besonders erfolgreich waren die Bettelorden mit den oftmals ursprünglich aus Adelsfamilien stammenden und meist hoch gebildeten Mönchen in den Städten: Sie konnten dem hohen Bedürfnis der Bürger nach Frömmigkeit und seelischem Beistand oftmals besser begegnen als die tendenziell eher ungebildeten Priestern der Pfarrkirchen.

In Dortmund errichteten die Dominikaner 1330 eines ihrer Klöster, mit einer angeschlossenen Kirche, die 1354 geweiht wurde. Weil vor allem der Klerus der Stadt sich vor der Konkurrenz der Bettelmönche gefürchtet hatte, wurden vorhergehende Versuche der Klostergründung vereitelt, letztlich wurde das Kloster dennoch gegründet. Nach der Gründung legte die Stadt, unter dem Einfluss des Klerus, eine Obergrenze von 25 Mönchen im Konvent der Dominikaner fest, ferner durften die Rechte des Stadtklerus nicht angetastet werden. Mit der Zeit verschwanden die Ängste, bis die Dominikaner von allen Bürgern voll akzeptiert wurde und sogar die Söhne einiger reicher Bürger in den Orden aufnahmen.

Kreuzgang der Abtei Hamborn (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)
Kreuzgang der Abtei Hamborn (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)

Mitte des 13. Jh. ließ sich in Bottrop der Deutsche Orden nieder. Der während der Kreuzzüge in Palästina gegründeter Ritterorden gründete hier die „Kommende Welheim“ als kleinste selbstständige Verwaltungseinheit eines Konvents. Kirchen, Klöster und Ritterorden betätigten sich umfassend in der Krankenpflege, wie z. B. die Johanniter seit dem 12. Jh. in Duisburg.

Im 13.-15. Jh. entstanden im Zuge des Bevölkerungswachstums viele Kirchen, die Gläubigen verlangten geradezu nach ihnen. In jedem Ort entstand in irgendeiner Weise eine Kirche mit einem verfügbaren Priester, der für die Anwohner des Ortes beten konnte und die allgemeine Frömmigkeit unterstützen konnte. Mit dem Ausdruck ihrer Frömmigkeit strebten die Menschen in hohem Maße danach, ihr Seelenheil zu erlangen - nicht zuletzt, um zu verhindern, dass sie im nahenden Jüngsten Gericht zu ewiger Verdammnis verurteilt werden. Hierzu beteten die Menschen auch vermehrt Heilige an. Die meisten Kirchengründungen fanden im 13. Jh. statt, danach verringerten sich die Gründungszahlen. Der u. a. mit zahlreichen Hungersnöten und der Pest verbundene Bevölkerungsrückgang führte zu einem geringeren Bedarf an Kirchen.

Ein weiterer Effekt ist die zunehmende Loslösung der Kirchen in den Städten von ihren meist auf dem Land gelegenen Mutterkirchen. Mit der zunehmenden Verstädterung verschob sich die Bevölkerung. Die meisten städtischen Kirchen waren Filialkirchen, vereinten aber durch diese Entwicklung bald mehr Gläubige unter ihrem Dach als ihre ländlichen Mutterkirchen. Aus diesem Umstand erwuchsen zahlreiche Unstimmigkeiten, in deren Folge sich die nach Unabhängigkeit strebenden städtischen Kirchen von ihren Mutterkirchen loslösten, wie z. B. Holten von Walsum (1319) oder Dinslaken von Hiesfeld (1436).