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Chronik

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Hochmittelalter (900-1250)

Beschreibung: Rekonstruktion der ursprünglichen Gestalt der Reichskrone (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)
Beschreibung: Rekonstruktion der ursprünglichen Gestalt der Reichskrone (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)

Mit dem beginnenden Hochmittelalter gingen zahlreiche Entwicklungen einher, die das Bild des heutigen Ruhrgebiets entscheidend prägen sollten. Anfangs des 10. Jh. lag ein Teil des Gebiets um Ruhr, Lippe und Rhein im Herzogtum Lothringen, der andere Teil im Herzogtum Sachsen. Im ostfränkischen Reich hatte die zentrale königliche Macht unter den Nachfolgern Ludwigs des Deutschen immer weiter nachgelassen und an Ansehen verloren.

Nachdem die ostfränkischen Karolinger in männlicher Linie ausgestorben waren, wählten die „Großen des Reichs“, zu denen insbesondere die Stammesherzöge zählten, Konrad I. zum König – nicht zuletzt, um sich dem Einfluss des westfränkischen Königs Karl III. zu entziehen und die einheimischen Mächte zu stärken. Weil Konrad diese Ziele jedoch nicht erfolgreich umsetzen konnte, verlor er seinen Rückhalt bei den neuen Stammesherzogtümern und suchte stattdessen verstärkt die die Unterstützung der Bischöfe. Nach seinem Tod wurde erneut ein starker Herrscher für Ostfranken gesucht, der die Interessen der Ostfranken vertreten und sich gegenüber dem westfränkischen König behaupten konnte. Im Jahr 919 ging das Königtum auf den starken und einflussreichen Sachsenherzog Heinrich I. über. In ihm sah man den geeigneten Kandidaten, der zudem nicht nur seine eigenen, sondern auch die Belange der anderen Herzogtümer des Reiches angemessen berücksichtigt. Als Vater von Otto I. markiert der Herrschaftsantritt Heinrichs I. den Beginn der Ottonischen Dynastie.

Die Ottonen

Siegel Heinrichs I. (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)
Siegel Heinrichs I. (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)

Mit Beginn der ottonischen Herrschaft rückte das Ruhrgebiet wieder in den Blickpunkt königlicher Interessen. Der Hellweg, der bereits von Karl dem Großen ausgebaut worden war, wurde wieder zu einer wichtigen Verbindung für das Reich. Für die zunehmende Bedeutung der Ruhrregion sprechen die häufigen dortigen Aufenthalte Heinrichs I.: Im März 927 besuchte er Essen, ein Jahr danach hielt er sich zu Ostern in Dortmund auf, ein weiteres Jahr später soll er sich abermals in Essen aufgehalten haben. Im Jahr 929 hielt Heinrich in Duisburg eine Reichssynode ab - demzufolge hielt er sich also erneut für längere Zeit an der Ruhr auf. Duisburg wurde allgemein sehr häufig von den deutschen Königen aufgesucht. Dortmund entwickelte sich ebenso zu einem wichtigen Aufenthaltsort für die Herrscher des Reiches.

Heinrichs Nachfolger, der spätere Kaiser Otto I. der Große, hielt kurz nach Herrschaftsantritt 938 in Essen-Steele einen Hoftag ab. Dort wurde den Angehörigen des westfälischen Adels die Gelegenheit geboten, dem neuen König zu huldigen, falls diese bei der Krönung in Aachen 936 nicht teilgenommen hatten. Auf dem Hoftag wurden des weiteren Rechtsstreitigkeiten bezüglich des sächsischen Erbrechts geklärt. Der König urteilte außerdem über das Verhalten des Herzogs Eberhard von Franken, der mit Otto nachhaltig in Konflikt geraten war.

Verwandtschaftstafel der Ottonen (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)
Verwandtschaftstafel der Ottonen (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)

Der Herrschaftsantritt von Otto dem Großen beruht auf einer neuen Erbregel des Reiches, der sogenannten Quedlinburger Hausordnung. Wurde vorher das Reich unter allen legitimen Söhnen des Herrschers aufgeteilt, ging die Krone jetzt an nur einen Sohn, sofern dieser von den Großen des Reiches akzeptiert und gewählt wurde. Das Reich blieb somit ungeteilt. Das führte allerdings dazu, dass die dabei übergangenen Brüder Ottos, Thankmar und Heinrich, ihr Erbteil durch die Teilnahme an verschiedenen Aufständen gegen Otto erstreiten wollten. Ihre Unternehmungen zur Machtübernahme sollten jedoch allesamt scheitern. Thankmar ließ dabei sogar sein Leben. 939 standen sich die verfeindeten Brüder Otto und Heinrich sogar in Birten bei Xanten in einer Schlacht gegenüber. Ottos Sieg wurde mit Gottes Wohlwollen begründet. Er selbst hatte während der Schlacht abseits zuschauend im Gebet verharrt. Der Streit mit seinem Bruder Heinrich wurde später beigelegt.

Otto I., der Große in einer Siegesdarstellung um 1200 (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)
Otto I., der Große in einer Siegesdarstellung um 1200 (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)

Mit den Ottonen gewann der Hellweg wieder zunehmend an Bedeutung, da ihn die sächsischen Herrscher als wichtigste Verbindung zu ihren Hausgütern im sächsischen Kernland betrachteten. Nach einem ersten Aufenthalt im Jahr 941 besuchte Otto der Große Dortmund im Laufe seiner Regentschaft insgesamt fünfmal. Bei diesen Gelegenheiten stellte er dem Ort im Laufe der Zeit verschiedene Privilegien aus. In diesem Zusammenhang waren Privilegien besondere Rechte, die der König oder der jeweilige Landesherr ausgesuchten Siedlungen verleihen konnte, wie etwa das Marktrecht, das Recht auf das Abhalten regelmäßiger Märkte in einem Ort. Weil es dem jeweiligen Ort viele Einnahmen bescherte, war das Marktrecht ein sehr wichtiges Privileg. Der Marktherr gewährte freien Handel wie auch die Sicherheit der Besucher und Händler. Meist richtete der Ort noch ein Gericht ein, das über den Markt betreffende Streitigkeiten entschied. Die Märkte fanden in der Regel wöchentlich statt. Darüber hinaus richteten die größeren Ortschaften jährliche Jahrmärkte aus, die verschiedene Händler aus anderen Regionen anzogen. Auf den Jahrmärkten verkauften die Händler neben Produkten aus Nachbarregionen gleichermaßen seltene Ware wie Gewürze aus fernen Ländern und Tuche. Wolle, Flachs, Käse, Butter und Tierhäute waren ebenfalls begehrte Handelswaren.

In Dortmund am Hellweg feierte der König Feste wie Ostern und hielt Hoftage ab. Wegen der großen Bedeutung des Ortes wurde der Dortmunder Königshof zur Königspfalz ausgebaut. Eine Pfalz ist ein größerer Komplex aus mehreren Einzelgebäuden, der als eine Art Palast dem König und seiner Familie den nötigen Komfort für längere Aufenthalte bieten sollte. Zudem waren Pfalzen häufig durch Befestigungen geschützt. Damit der König vor Ort an standesgemäßen Gottesdiensten teilnehmen konnte, wurde eigens für die Dortmunder Pfalz eine Kirche errichtet, deren ältester Teil heute zur Dortmunder Reinoldikirche gehört. Dortmund war noch häufiger Schauplatz wichtiger königlicher Entscheidungen und Treffen: Otto II. hielt dort 978 eine Reichsversammlung ab, auf der ein Feldzug gegen die Franken beschlossen wurde. Der folgende König Otto III. hielt sich ebenfalls häufiger in Dortmund auf, z. B. traf er sich dort 992 mit einigen Gesandten des westfränkischen Königs und hielt ein Jahr später eine Reichsversammlung ab. Ende des 10. Jh. erhielt Dortmund unter Otto III. das Münzrecht, das Privileg, in einer eigenen Münzstätte Münzen zu prägen. Da Dortmund zum königlichen Besitz zählte, waren die in Dortmund geprägten Münzen königlich.

Der siebenarmige Essener Leuchter, entstanden um das Jahr 1000, ist aus Bronze gegossen. Er ist die älteste erhaltene, christliche Nachbildung des jüdischen Tempelleuchters. (Quelle: © Domschatzkammer, Essen)
Der siebenarmige Essener Leuchter, entstanden um das Jahr 1000, ist aus Bronze gegossen. Er ist die älteste erhaltene, christliche Nachbildung des jüdischen Tempelleuchters. (Quelle: © Domschatzkammer, Essen)

Auch der Duisburger Königshof wurde im 10. Jh. zu einer größeren befestigten Pfalz ausgebaut, um die Infrastruktur am bedeutenden Hellweg zu stärken. In Essen wurde das Münster im Jahr 946 durch einen Brand bis auf die Grundmauern zerstört. Dabei verbrannten sämtliche Urkunden des Stifts. Ein Jahr danach bauten die Stiftsoberen das Münster wieder auf. Im selben Jahr gewährte Otto der Große dem Stift kirchliche Immunität, einen rechtlichen Sonderstatus, der das Stift von staatlichen Abgaben und weltlichem Einfluss von außen befreite. Mit der Verleihung der Immunität unterstellte der König die jeweilige Institution seiner unmittelbaren Herrschaft, d. h. sie wurde „reichsunmittelbar“; das Stift wurde zum „Reichsstift“. Auch die Erlaubnis auf die freie Wahl der Äbtssin wurde vom König bestätigt. Darüber hinaus wurde das Stift von Papst Agapitus unter die Jurisdiktion der päpstlichen Kurie gestellt, d. h. es wurde direkt dem Papst unterstellt, ohne die Möglichkeit der Einmischung anderer geistlicher Instanzen. Da das Stift dem ottonischen Herrscherhaus sehr wichtig war, wurde Mathilde, die Enkelin von Otto dem Großen, 971 zur Äbtissin erhoben. Sie gilt als die bedeutendste Äbtissin des Stifts und behielt die Stellung 40 Jahre lang. In der Umgebung des Stifts siedelten sich nach und nach Kaufleute an, die von der Nähe zum Hellweg profitieren wollten. Dadurch wuchs Essen allmählich zu einem größeren Ort heran.

Kloster Essen Werden (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)
Kloster Essen Werden (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)

Im Kloster Werden wurde 943 das Westwerk der Abteikirche durch den Kölner Erzbischof geweiht. Das Kloster verwendete die Kirche neben dem Gottesdienst gelegentlich für kirchliche Gerichtsverhandlungen. Eine weitere Weihe durch den Kölner Erzbischof fand 957 statt: Die Kapelle über der Werdener Quelle wurde dem Hl. Clemens geweiht und bekam den Namen „Zum Born“. Weil dem Kloster zahlreiche Schenkungen zuteil wurden, wuchsen seine Besitztümer stetig an, so wurde dem Kloster z. B. um 970 ein Hof in Herten geschenkt. Die Erwähnung dieser Schenkung im Schenkungsregister von Werden stellt die erste schriftliche Erwähnung von Herten dar. 974 verlieh Otto II. Werden auf Bitte seiner Gattin Theophanu das Recht auf einen Jahrmarkt und eigene Münzprägung.

Mit der Regentschaft der Ottonen vollendete sich die Bildung eines Reiches, für das sich nach und nach der Begriff „deutsch“ einbürgerte. Obwohl es in den folgenden Jahrhunderten noch zu mannigfaltigen Änderungen des Territoriums kommen sollte, wurde mit der Unteilbarkeit des Reiches die Grundlage für das spätere Deutschland geschaffen. Insbesondere die sächsischen Gebiete konnten sich vollständig in das Reich eingliedern und sich seiner Kultur annähern. In den Bereichen von Kunst und Wissenschaft entstanden zahlreiche Weiterentwicklungen und auch die Klerikerausbildung erhielt neuen Aufschwung.

Die Ottonen trieben die Bildung der Reichskirche voran. Der Begriff der Reichskirche umfasst sämtliche Kirchen und Klöster, die als „Reichsgüter“ zum Grundbesitz des Königs gehörten und seiner unmittelbaren Herrschaft unterstanden. Insbesondere unter den Ottonen steht der Begriff „Reichskirche“ allgemein auch für die Herrschaft des Königs über die Kirche. Der König behielt sich das Recht vor, Bischöfe und Äbte einzusetzen. Er übertrug ihnen großen Grundbesitz als Lehen und sicherte ihnen Einkünfte durch das Gewähren von Hoheitsrechten wie dem Zoll-, Münz- und Marktrecht. Im Gegenzug mussten die Kirchen und Klöster den „gottgewollten“ König geistlich durch Gebete und Fürbitten loyal unterstützen, dem Königshof Unterkunft gewähren und dem königlichen Heer bei Bedarf Panzerreiter stellen. So dehnte sich der Einflussbereich der kirchlichen Institutionen verstärkt auch auf den weltlichen Bereich aus. Mit diesen Maßnahmen verband der König die Kirche enger mit dem Reich. Ein Beispiel für die personifizierte enge Verzahnung von Reich und Kirche ist Brun, ein Bruder Ottos des Großen, denn er war zugleich Erzbischof von Köln und Reichsfürst des Herzogtums Lothringen. In beiden Funktionen unterstützte er seinen königlichen Bruder und trug so auch zur Festigung der Reichskirche bei.

Die Salier

Nach dem Tod des letzten männlichen Erben der ottonischen Linie kam 1024 ein neues Herrschergeschlecht an die Macht: die Salier. Ihr Name bezieht sich vermutlich auf den Stamm der Salfranken bzw. die salischen Franken und somit nicht mehr auf den Namen einer Einzelperson oder einer Familie, wie es bis dato üblich gewesen war.

Die Salier herrschten bis zum Jahr 1125 und führten Entwicklungen herbei, die für die meisten Lebensbereiche der Menschen im Deutschen Reich große Veränderungen bedeuteten. Sie galten als überaus willensstark und zielstrebig. Das Königtum führten sie mit großer Würde aus und schlugen mit ihren Anordnungen neue Wege ein. In der Zeit der salischen Herrschaft entstanden immer größere Spannungen zwischen Kaiser und Papst. Besonders kontrovers waren die Positionen zur Investitur, dem Recht, Bischöfe und Äbte einzusetzen. Weil sowohl Kaiser als auch Papst sich für „gottesunmittelbar“ hielten, also direkt von Gott bestimmt und in allen Handlungen durch Gott legitimiert, beanspruchten beide dieses Recht gleichermaßen für sich. Zwischen kirchlicher und weltlicher Macht entbrannte der „Investiturstreit“. Höhepunkt dieser Auseinandersetzung war der „Gang nach Canossa“ im Jahr 1077: Papst Gregor VII. hatte über König Heinrich IV. den Kirchenbann verhängt und ihn somit aus der Kirche ausgeschlossen. Um die Auflösung dieses Banns zu erwirken, erschien der König im Bußgewand vor der Burg im norditalienischen Canossa und soll dort mehrere Tage ausgeharrt haben, bis er angehört wurde. Die Unterwerfungsgeste bewog den Papst schließlich dazu, den Bann Heinrichs zu widerrufen.

Der Investiturstreit wurde jedoch erst fast 50 Jahre später mit einem Kompromiss beigelegt. Im „Wormser Konkordat“ von 1122 erhielt die Kirche von Heinrich V. wieder weitgehende Freiheiten in allen geistlichen Entscheidungen und bei der Einsetzung von Bischöfen. Die Herrschaft über weltliche Güter, mitsamt den damit verbundenen Rechten und Einnahmen, vergab der König den Bischöfen weiterhin als Lehen und hielt somit seinen Einfluss im weltlichen Bereich aufrecht. Der Ausgang des Investiturstreits gilt insgesamt als starke Einschränkung des königlichen Einflusses auf die Kirche und markiert den Beginn der Trennung von Kirche und Staat.

Unter den Saliern nahm die Kreuzzugsbewegung 1095 ihren Anfang, die bis zum Ende des 13. Jh. andauern sollte. Papst Urban II. rief 1095 zum ersten Kreuzzug auf, um das Heilige Land Palästina und Jerusalem von den „Ungläubigen“ zu befreien - muslimischen Seldschuken, die das Land zuvor erobert hatten. Dieser und zahlreiche andere Aufrufe in späterer Zeit bewogen unzählige Christen, im Namen des Christentums gegen Muslime und andere Nichtchristen in den Krieg zu ziehen. Mit der Teilnahme am Kreuzzug wollten sich die Kreuzfahrer Gottes Gnade und Vergebung sichern. Einerseits sahen sie den Kreuzzug als Pilgerreise in das Heilige Land, mit der sie ihre Frömmigkeit beweisen konnten. Andererseits versprach die Kirche als Lohn explizit Ablass, der die Minderung zeitlicher Strafen für bereits gebeichtete Sünden verhieß. Die Kreuzzüge zählen zu den einprägsamsten Beispielen dafür, dass der christliche Glaube von zentraler Bedeutung für die Menschen der damaligen Zeit war und die gedankliche Welt vollkommen auf ihn ausgerichtet war.

In der Kreuzzugsbewegung taten sich auch insbesondere die Ritter hervor. Ritter waren in der Regel adeliger Herkunft und stellten innerhalb des Lehnssystems einen eigenen Stand dar. Die schwer bewaffneten und berittenen Krieger verfügten meist auch über Grundbesitz und eine eigene Burg. Aufgrund seiner Stellung zwischen den anderen Ständen war er meist Diener und Herr zugleich. Meist diente er als Vasall einem Landesfürsten und war wiederum selber Lehnsherr. Neben der Teilnahme an Kriegen und Schlachten waren insbesondere Turniere für den Ritter eine gute Gelegenheit um seine Kampfkunst in verschiedenen Disziplinen wie z. B. dem Lanzenstechen zu beweisen und um Ehre wie auch Ruhm zu erlangen. Kriege und Turniere stellten zudem die Haupteinnahmequellen für einen Ritter dar.

Mit der Kreuzzugsbewegung entstanden in Palästina verschiedene Ritterorden, Ordensgemeinschaften aus Rittern, die im Heiligen Land verschiedene Aufgaben wahrnahmen wie den Schutz der Pilger, den militärischen Kampf gegen Feinde des christlichen Glaubens, die Verteidigung der Heiligen Stätten in Jerusalem und die Krankenpflege in Hospitälern, die ursprünglich die vordringlichste Aufgabe gewesen war. Die bekanntesten Ritterorden stellten die Johanniter (Gründung 1099), die Templer (Gründung 1120) und der Deutsche Orden (Gründung 1198) dar, die allesamt in Palästina ihren Ursprung haben und sich schnell im europäischen Raum verbreiteten.

Die Goldene Madonna, entstanden um 980, ist ein seit dem Mittelalter hochverehrtes Gnadenbild. Das älteste vollplastische Marienbild der Welt ist das bedeutendste Kunstwerk des Ruhrgebietes.  (Quelle: © Domschatzkammer Essen, Foto Anne Gold)
Die Goldene Madonna, entstanden um 980, ist ein seit dem Mittelalter hochverehrtes Gnadenbild. Das älteste vollplastische Marienbild der Welt ist das bedeutendste Kunstwerk des Ruhrgebietes. (Quelle: © Domschatzkammer Essen, Foto Anne Gold)

An Rhein, Ruhr und Lippe erhielten im 11. Jh. viele Orte wichtige Privilegien, die den Prozess der Stadtbildung vorantrieben. So erhielten Duisburg und Essen zwischen 1020 und 1030 das Münzrecht. Essen wurde außerdem 1041 ein sechstägiger Markt gestattet. Bei einem Aufenthalt in Dortmund bestätigte Kaiser Konrad II. die Privilegien des Stifts Essen, die es in vorherigen Jahrhunderten erhalten hatte. Das Stift Essen erhielt unter der damaligen Äbtissin Theophanu einen Aufschwung. Durch eigene Förderung wurde die Kunst in der Stiftskirche der kaiserlichen Herrschaftsideologie angepasst und der Schatz des Stifts wurde um viele kirchliche Geräte erweitert, die noch zum heutigen Domschatz gehören wie die „Goldene Madonna“, das „Theophanu-Kreuz“ oder ein Reliquiar mit einem Nagel vom Kreuz Christi. Ende des 11. Jh. wurde die aufwändig renovierte Stiftskirche von Theophanu neu geweiht.

Unter den salischen Herrschern wurde Dortmund, wo sie sich häufig aufhielten, zunehmend bedeutender. Als königliche Zollstätte wird Dortmund 1074 in einer Urkunde Heinrichs IV. erwähnt: mit dieser Urkunde erteilt der Kaiser den Wormser Bürgern das Privileg der Zollfreiheit, d. h. sie mussten an den königlichen Zollstätten, zu denen Dortmund in jenem Jahr bereits zählte, keine Zölle entrichten.

Reste der Stadtmauer in Duisburg (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)
Reste der Stadtmauer in Duisburg (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)

In den königlichen Zollstätten wie Dortmund oder Frankfurt wurden Zölle einerseits auf die Benutzung von Wegen, Brücken, Häfen und Flüssen u. ä. erhoben. Mit diesem „Passierzoll“ war zugleich sicheres Geleit für den Handelsverkehr verbunden. Andererseits wurden mit zunehmender Städtebildung und dort stattfindenden Märkten „Marktzölle“ eingeführt, den die Händler für Teilnahme am Markt und ihre dortigen Handelsgeschäfte zu entrichten hatten. Mit der Errichtung einer Zollstätte wurde auch dem König eine gute Einnahmequelle zuteil, da das an einer Kreuzung zweier Handelsrouten gelegene Dortmund ein großer Warenumschlagplatz war. Auch seinen Bürgern wurde später die Zollfreiheit in den übrigen Zollstätten des Reichs gewährt. Urkundlich belegt ist eine erneute Bestätigung dieses Privilegs durch Heinrich V. Im Jahr 1112. Die Zollfreiheit muss für die Dortmunder also bereits vor dieser Zeit gegolten haben.

Im Jahr 1115 wurde die nur ein Jahr zuvor von Kaiser Heinrich V. errichtete Befestigung Dortmunds von seinen Gegnern wieder zerstört. In Duisburg wurde 1120-1125 eine Stadtmauer errichtet.

Die großen Orte im Reich bekamen zunehmend städtischen Charakter. Zahlreiche Privilegien sorgten für Aufschwung und zogen Bewohner aus ländlichen Gebieten an. Mit der zunehmenden Verschriftlichung und der häufigeren Anfertigung von Urkunden entstehen immer öfter schriftliche Zeugnisse, in denen Orte zum ersten Mal in der Geschichte erwähnt sind, wie z. B. Unna, Kamen, Bottrop oder Schwerte-Ergste; Mülheim an der Ruhr wurde erstmals als Gerichtsstätte erwähnt.

Im 12. Jh. deuteten viele Entwicklungen auf den späteren Charakter des Ruhrgebiets als Förderstätte für Kohle und Erz wie auch als Produktionsstätte hin. In Breckerfeld im südöstlichen Teil des Ruhrgebiets wurde Eisenerz abgebaut, das im Sauerland weiter verarbeitet wurde. Das Schmiedehandwerk erfuhr einen Aufschwung, Ende des 12. Jh. wurden z. B. für Essen und Dortmund Waffenschmiede erwähnt, die dort ihr Handwerk ausübten. Das Schmiedewesen differenzierte sich weiter: Den Endprodukten entsprechend bildeten sich verschiedene Schwerpunkte. Die Schmiede stellten u. a. Waffen, Sensen, Messer oder Hufeisen her.

Kapelle des ehemaligen Benediktiner-Klosters Fürstenberg (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)
Kapelle des ehemaligen Benediktiner-Klosters Fürstenberg (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)

Nachdem das Stift Essen und das Kloster Werden bereits längere Zeit existierten, richteten im 12. Jh. auch andere Ordensgemeinschaften im Raum von Lippe und Ruhr Klöster ein. So entsteht 1122 in Cappenberg, heute Ortsteil von Selm im Kreis Unna, das erste Kloster des 1120 gegründeten Prämonstratenser-Ordens im deutschen Raum. Weitere Gründungen folgten sehr zeitig danach in Wesel, Duisburg- Hamborn, Essen und Dortmund. Im Jahr 1144 wurde auch auf dem Fürstenberg bei Xanten ein Prämonstratenserkloster gegründet. Der Name des Prämonstratenser-Ordens geht auf den Gründungsort Prémontré im heutigen Nordfrankreich zurück. Für die Klostergründung hatte Graf Gottfried II. von Cappenberg seinen Besitz zuvor seinem Bruder, dem Ordensgründer Norbert von Xanten, gestiftet. Durch Schenkungen dieser und ähnlicher Art versuchten viele Adlige im Mittelalter, ihre Frömmigkeit zu beweisen und für ihr Seelenheil zu sorgen. Mit einer Klosterstiftung sicherte der Stifter zudem in vielen Fällen auch seinen Nachkommen einen Teil der künftigen Klostererträge, denn die Vogtei eines „Eigenklosters“, eines Klosters in Eigenbesitz, verblieb in vielen Fällen bei der Stifterfamilie.

Kloster Kamp, Gartenansicht (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)
Kloster Kamp, Gartenansicht (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)

1123 gründete der Orden der Zisterzienser in Kamp-Lintfort das Kloster Kamp. Vom Ortsnamen des Gründungsklosters Cîteaux (lat. „Cistercium“) leitet sich der Ordensname der Zisterzienser ab. Die Zisterzienser verstanden sich als reformierte Benediktiner, die das gemeinsame Leben wieder strenger an der Benediktsregel mit dem wesentlichen Element „ora et labora“, ausrichten wollten, der Einheit von Glauben und Leben mitsamt eigener Arbeit. Mit 350 Gründungen von Männerklöstern im 12. Jh. wurden die Zisterzienser im Hochmittelalter zum bedeutendsten Orden in ganz Europa.

Weil mit dem Tod von Kaiser Heinrich V. der letzte männliche Nachkomme des salischen Geschlechts gestorben war, endete 1125 nach einer hundertjährigen Regentschaft die Herrschaft der Salier im Deutschen Reich.

Die Staufer

Mit dem Aussterben der Salier wurde ein erneuter Streit um den Königsthron eröffnet. Nachdem zunächst der sächsische Herzog Lothar von Süpplingenburg zum deutschen König gewählt wurde, kamen 1137 die Staufer an die Macht. Seit dem 12. Jh. ergänzten die Adelsgeschlechter ihre Namen mit dem Namen ihrer Stammburg. So rührt der Name der Staufer von der Burg Stauf auf dem Berg Hohenstaufen im heutigen Baden-Württemberg.

Die Staufer hatten sich bereits 1125 zur Wahl gestellt, doch ihr Kandidat Friedrich II. von Schwaben verlor die Wahl. Im 12. Jahrhundert wurden im heutigen Ruhrgebiet und am Niederrhein die Ländereien und Besitztümer - teilweise gewaltsam - neu verteilt. Der Kölner Erzbischof gewann immer mehr Einfluss und erlangte die Kontrolle über immer mehr Gebiete, die zuvor im Besitz weltlicher Adeliger gewesen waren, so gelangte z. B. der ehemalige Königshof Recklinghausen 1150 in seinen Besitz. 1180 wurde der Kölner Erzbischof Herzog des Herzogtums Westfalen, das als dessen westlicher Teil aus dem vormaligen Herzogtum Sachsen hervorgegangen war. Für den weiteren Machtausbau erwarb er Ländereien und Burgen in Südwestfalen. Durch die geänderten Besitzverhältnisse in den Grafschaften gerieten nicht nur viele westfälische Grafen in eine direkte Abhängigkeit vom Kölner Erzbischof, sondern es wurden auch viele Klöster und Stifte in ihrem Einfluss beschnitten.

Mit seiner Machtausbreitung geriet der Kölner Erzbischof mit den anderen Landesherren an Rhein und Ruhr in diverse Konflikte. Im Zuge dieser Konflikte und die Vorherrschaft im jeweiligen Gebiet bauten die Landesherren zahlreiche Burgen. Neben dem militärischen Aspekt war auch die Symbolik der Burgen von Bedeutung: Sie stellten eine Machtdemonstration dar und unterstrichen die Präsenz der jeweiligen Landesherren. Zu dieser Zeit war das heutige Ruhrgebiet eine der burgenreichsten Landschaften im Deutschen Reich, u. a. wurden im Ruhrtal zahlreiche Burgen angelegt. Im Ruhrtal entstanden hauptsächlich Höhen- und Fliehburgen. Besonders beliebt waren Orte mit Steilhängen, da diese einen guten Schutz boten, wie z. B. die Sigiburg bzw. Hohensyburg, die bereits zu karolingischer Zeit umkämpft war. Das ebenfalls aus der Karolingerzeit stammende Schloss Broich im heutigen Mülheim an der Ruhr fiel während der Auseinandersetzungen an den Erzbischof von Köln. Andere Burganlagen, deren Reste heute noch gut sichtbar sind, befanden sich in Wetter, Blankenstein, Isenburg und Altendorf.

Ausgewählte Burgen im Mittelalter (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)
Ausgewählte Burgen im Mittelalter (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)

König Friedrich I. hielt kurz nach seiner Wahl zum deutschen König 1152 eine Reichsversammlung in Dortmund ab, an dem auch die wichtigsten Landesherren, die „Fürsten“, des Reichs teilnahmen. Die Stadt war kurz zuvor von einem Brand heimgesucht worden, bei dem einige Urkunden zerstört worden waren. So bestätigte Friedrich I. während seines Besuches der Stadt Dortmund auch die früherer Zeit ausgestellten Privilegien. Zwei Jahre danach verlegte er das Hofgericht in die spätere Reichsstadt. Unter der staufischen Herrschaft gewann Dortmund weiter an Bedeutung. Um 1200 wurde die Stadt erweitert und sie bekam eine neue Stadtmauer. 1232 brach erneut ein großer Stadtbrand aus, der verheerende Schäden anrichtete und zudem den erneuten Verlust von Stadturkunden zur Folge hatte. Entsprechend wurden die Dortmunder Privilegien unter Friedrich II. 1236 nochmals bestätigt und erweitert. Hierzu zählten: eigener Gerichtsstand, Schutz der Dortmunder Händler im ganzen Reich, Recht auf zwei 14-tägige Jahrmärkte und Zollfreiheit im gesamtem Reich. Im Jahr 1241 wurde das Dortmunder Rathaus errichtet, das neben seiner eigentlichen Funktion auch ein wachsendes Selbstbewusstseins seiner Bürger zum Ausdruck brachte.

Im 13. Jh. fand eine Verschiebung der Machtverhältnisse innerhalb des Reichs statt. Aus Eigeninteresse tendierten die Reichsfürsten zunehmend dazu, ihre ursprünglich im Rahmen des Lehnswesens erhaltenen Rechte zu vererben. Somit wurde ihr Einfluss zunehmend stärker, wohingegen die königliche Zentralgewalt abnahm. In der Folge konnten die Landesherren immer mehr Land für sich gewinnen. Mit ihrem großen Einfluss konnten die kirchlichen und die weltlichen Fürsten Kaiser Friedrich II. dazu bewegen, Gesetze zu erlassen, auf deren Grund der König fortan nur noch auf eigenem Reichsgut Städtegründungen vornehmen durfte, statt wie zuvor territorial unbeschränkt. Bestehende Reichsstädte wie Duisburg und Dortmund musste der König daher künftig so gut wie möglich ausbauen und verteidigen. Auch aus diesem Grund mehrten sich im Verlauf des 13. Jh. die Stadterhebungen bzw. Stadtrechtsverleihungen.

Eine Stadterhebung bedeutete, dass ein bereits gewachsener, mit zahlreichen Privilegien ausgestatteter Ort auch rechtlich gesehen eine Stadt darstellte, d. h. er wurde rechtsfähig und durfte ein eigenes Siegel führen. Im Gegensatz zur ländlichen Bevölkerung waren die Bewohner einer Stadt „Bürger“. Die Erhebung zur Stadt stellte in diesem Fall den Abschluss eines Stadtwerdungsprozesses dar. Andere Orte hingegen entwickelten sich erst nach der Verleihung von Stadtrechten zu einer Stadt. Erst mit der Stadtrechtsverleihung besaßen sie die nötigen Rechte, um z. B. ein eigenes Gericht einzusetzen, ein eigenes Siegel zu führen oder eine Stadtmauer zu bauen. Die Stadtrechte stellen in diesem Fall erst den Impuls zur Stadtwerdung dar.

Die Städteerhebungen bzw. Stadtrechtsverleihungen stellten für die Territorialherren ein weiteres Machtmittel zur Bekräftigung der eigenen Herrschaft dar. Viele heutige Städte erhielten damals Stadtstatus wie z. B. Xanten, Wesel, Dinslaken, Dorsten, Duisburg, Dortmund, Essen und Kaiserswerth. Daneben entstanden noch zahlreiche Minderstädte, kleinere Siedlungen, die nur formalen Stadtstatus hatten, ohne jedoch über die typischen städtischen Merkmale verfügten wie z. B. die eigene Gerichtsbarkeit, eine Stadtmauer, eine eigene Kirche oder eigene Märkte.

Ehemaliges Wasserschloss Schermbeck (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)
Ehemaliges Wasserschloss Schermbeck (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)
St. Viktor-Dom zu Xanten (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)
St. Viktor-Dom zu Xanten (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)

Vom Kölner Erzbischof erhielt Recklinghausen 1236 die Stadtrechte. Mit der Stadtrechtsverleihung wurden die bereits vorhandenen Privilegien nochmals bestätigt und erweitert. Weitere Städtegründungen des Kölner Erzbischofs waren Xanten (1228), Rees (1228), Rheinberg (1233) und Dorsten (1251). Im Zuge dieser Städtegründungen gerieten die Herren der angrenzenden Territorien unter Zugzwang. Weil das Verhältnis zwischen dem Erzbistum Köln und dem Herzogtum Kleve stets gespannt war und sie sich gegenseitig immer wieder befehdeten, sah sich u. a. der Klever Herzog zum Handeln gezwungen und nahm seinerseits ebenfalls Stadtrechtsverleihungen vor. Den Anfang machte 1241 die Stadt Wesel. Danach folgten Kleve (1242), Kalkar (ca. 1242), Grieth (1250), Dinslaken (1273), Büderich (1318) und in späterer Zeit Schermbeck (um 1416). Schermbeck stellte allerdings nur eine städtische Minderform dar, die als Grenzort des klevischen Herzogtums das Territorium schützen sollte. Im Hinblick auf diese Grenz- und Schutzfunktion war vom Erzbistum Köln auf der anderen Seite bereits Dorsten gegründet worden.

Unter der Herrschaft des Erzbistums Köln begann in Xanten 1263 die Arbeiten für den gotischen Neubau des Doms. Ebenso wurden in Schwerte und Breckerfeld Kirchen nach gotischem Stil errichtet. Die Jakobus-Kirche in Breckerfeld wird heute als einzige hochgotische Basilika in Westfalen bezeichnet. Sie wurde vermutlich erst im 15. Jh. dem hl. Jakobus geweiht. Durch Breckerfeld verlief bereits im 15. Jh. ein Teil des Wegenetzes, über das die Pilger zu dem eigentlichen Jakobus-Pilgerweg von Südfrankreich bis nach Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens gelangen konnten.

Evangelische Jakobus-Kirche in Breckerfeld (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)
Evangelische Jakobus-Kirche in Breckerfeld (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)

Mit dem Ende der staufischen Herrschaft und dem Tod Friedrichs II. im Jahr 1251 nahm der Einfluss der Territorialherren noch weiter zu und es bildeten sich immer deutlicher einzelne Herrschaftsbereiche heraus. Dieser Prozess wurde u. a. durch die fortwährende Abwesenheit des Königs begünstigt. 1235 hatte er sich zum letzten Mal in Deutschland aufgehalten, danach verweilter er hauptsächlich in Italien und Sizilien, um sich auf die dortige Herrschaftsausübung zu konzentrieren.

Die Macht des Königtums wurde zunehmend schwächer. Nach den Staufern begann zunächst das „Interregnum“ (lat. Zwischenherrschaft). In dieser Zeit zwischen 1250 und 1273 hatte das Deutsche Reich im Grunde genommen keinen König. Die Landesfürsten konnten sich nur schwer auf einen Nachfolger einigen. Weil sie den eigenen Machtbereich nicht einzuschränken gedachten, hatten sie kein Interesse an einem starken Herrscher. So wurden offiziell zwar Könige eingesetzt wie Heinrich von Raspe oder Wilhelm II. von Holland, die jedoch mangels Rückhalt bei den Landesfürsten de facto keinen maßgeblichen Einfluss ausübten.

Erst die Ernennung von „Kurfürsten“ sollte es ermöglichen, einen gemeinsamen Kandidaten zu bestimmen. Die Kurfürsten wurden vermutlich während des Interregnums eingesetzt als Gremium mit dem alleinigen Recht zur Wahl des deutschen Königs und somit auch des Anwärters für das römisch - deutsche Kaisertum. Insgesamt wurden sieben Kurfürsten ernannt: Drei geistliche Fürsten, die Erzbischöfe von Köln, Trier und Mainz, sowie vier weltliche Kurfürsten, der König von Böhmen, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg. Die Kurfürsten wurden von den anderen Reichsfürsten meist heftig umworben, die sich deren Fürsprache bei den Königswahlen sichern wollten.